Entenjagd

Wider die Vogelgrippe – Oktober 2005

Anstatt von unseren Pferden werde ich diesmal von der Jagd auf die Hofenten berichten. Dank der neuen Verordnung anläßlich der Vogelgrippe hat das bayrische Geflügel ja seit Samstag, bei Androhung von Strafe, Hausarrest. Zu unserem Stall gehören auch ein Weiher nebst dreier mehr oder minder dekorativer Zuchtenten. Jenseits des Weihers befinden sich die als Biotop getarnten Wasserrückhaltebecken der Gemeinde. Unsere Jagdgemeinschaft bestand aus sieben wildentschlossenen, mit Stallbesen ausgerüsteten Treibern und der Presse in Person vom Olaf nebst seiner neuen Digitalkamera. Der Plan war perfekt ausgearbeitet, erfolgversprechend und klar und lautete ... na ja, wir sind schließlich in der Übermacht, und dann werden die Enten schon ein Einsehen haben.

Gestärkt durch ein gutes Mittagessen und je nach Belieben ein Schlückerl Wein oder Bier sind wir also guten Mutes losgezogen. Pech für uns war, daß niemand die Enten vorher von dem Plan unterrichtet hat, und somit waren diese erstmal gar nicht zu Hause, sondern grad auf Ausflug auf den Gemeindebecken. Also ist die Inge schnell losgezogen und hat ein Futterschäufelchen Hafer zum Locken geholt. Ich möchte wirklich nicht genau wissen, was sich die Ente so gedacht hat, als sie uns sah, ein wesentlicher Bestandteil der Gedanken war jedenfalls, trotz Hafer nicht aus dem Gemeindebecken und somit in die Nähe dieser Verrückten zu kommen. Aber der Mensch ist ja findig, und nach dem wir die Enten erst mit dem Hafer beschmissen und dann noch mit Wasser vollgespritzt haben, war's denen dann doch zu blöd, und sie sind auf ihren eigenen, leider größeren, Weiher übergewechselt.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt mag auch den Optimistischeren unter uns schon der Gedanke gekommen sein, daß so eine Ente über Möglichkeiten verfügt, sich dem Arm des Gesetzes zu entziehen, die ziemlich kalt und ausgesprochen feucht sind. Trotzdem haben wir uns um den Weiher positioniert und den Enten mit wilden Imponiergesten gezeigt, was sie zu erwarten hätten, falls sie so dumm wären, sich an Land blicken zu lassen. Lange Rede kurzer Sinn: die Enten waren nicht annähernd so dumm, sondern paddelten in aller Ruhe mal nach hüben, mal nach drüben ... nicht daß sie schier mit den Füßen nach oben getrieben sind vor Lachen. Die Gedanken der Treiber hingegen war nun schon deutlich unheiliger, und selbst ich als Pazifist mußte auch mehrmals und aktiv das große Schießgewehr daraus vertreiben.

Kurzfristig wurde nun auch darüber diskutiert, das Entenhüttchen abzubauen und im Falle des Falles einfach zu behaupten, die Enten seien uns zugeflogen. Aber leider wurde dieser fast schon einstimmig angenommene Vorschlag durch das Killerargument erlegt, diese Enten könnten gar nicht fliegen. Blöd. Blöd, blöd – zumal die Ente doch auch tatsächlich nicht in den ihr dargebotenen Fischköcher springen wollte.

Wie es außerdem so ist, schien die Stimmung zu kippen und die Meute wollte ein Opfer sehen. Wer ist der Besitzer der Enten, wer muß hinein in den Karpfenweiher? Also gut, noch ein Versuch mit aneinander gebundenen Strohstricken, die quer über den Weiher gezogen werden und so die Enten aus dem Wasser zwingen sollten. Unsere Enten sind jedenfalls heiße Kandidaten für den nächsten Lambadawettbewerb, und für die mittelfränkische Flachente sind auch drei Zentimeter noch nicht wirklich ein Problem. Eine ordentliche Portion Gruppendruck und nachdrückliche eheliche Überredungskünste seitens Inge, und ihr Mann hat sich aus den Kleidern und todesmutig in den Weiher geschmissen.

Tja, was soll ich sagen. Es wird sich wohl nachträglich nicht endgültig klären lassen, ob sich die Enten dem überlegenen menschlichen Verstand gebeugt haben, oder ob es nicht doch eine ästhetische Entscheidung war. Jedenfalls sind alle drei Enten nunmehr sofort und kommentarlos aus dem Weiher gestiegen und haben sich widerstandslos und ohne auch nur einen Fluchtversuch zu unternehmen in die alte Vogelvoliere sperren lassen. Wir standen jedenfalls mit offenen Mündern da und sehen im Nachhinein die Vorzüge unserer Zivilisation ganz anders. Vogelgrippe – wer braucht schon so etwas? Die nächste Ente, mit der ich jedenfalls etwas zu tun haben möchte, sollte bitteschön in Begleitung eines Kloßes und mit viel Soße kommen.


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Im Rückhaltebecken Im Hausweiher ... nach hüben Im Hausweiher ... nach drüben ... und wieder nach hüben Die Strohschnüre
... wenn man's nicht selber macht Die Zuschauer auf dem Paddock nebenan Sissy als Entendompteur Endlich in der alten Voliere Geschafft!

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